Interview

mit Bernd Ritthammer, Deutscher Tourprofi.
Copyright: Jens Goldmann

Jens Goldmann für Goldysworld.de

Interviewpartner: Bernd Ritthammer

G: Wie ist dein normaler Trainingsablauf?

B: In meiner Anfangszeit habe ich sicherlich deutlich mehr trainiert als jetzt, ich spiele so im Schnitt 26 - 27 Turniere im Jahr, die alle eine Woche dauern, im Ausland sind, da muss ich mit meiner Energie haushalten.

Aber ein normaler Trainingstag zuhause läuft normalerweise so ab. 

Ich gehe erst einmal ins Fitness und mache ein Fitnessprogramm das so ca. 1 Stunde und fünfzehn Minuten dauert. Ich mache unter anderem Langhantel mit verschiedenen Gewichten, aber auch viel Flexibilität, Mobilität und Stabilität und wenn ich damit fertig bin, fahre ich zum Golfplatz raus und trainiere da. 
Früher war es bestimmt mehr, doch inzwischen hat der ideale Trainingstag für mich ca. 6 Stunden Golftraining am Tag. Das sind 2,5 Stunden Putten und Kurzspiel und 1,5 Stunden auf der Range und dann gehe ich 9 Loch spielen. Und dann fahre ich normalerweise nach Hause. 

Also ein idealer Trainingstag für mich sieht so 5 - 6 Stunden Golf plus eine Fitnesseinheit vor. 

Also früher, so mit 18 - 19 Jahren, habe ich teilweise 10 - 11 Stunden auf dem Golfplatz gestanden und wenn ich das jetzt machen würde, wäre es eher Kontra-Produktiv.

Mein Spiel und meine Technik ist inzwischen reifer geworden. Vieles in meinem Training ist jetzt Pflege als Veränderung oder Verbesserung. Also es geht also ganz viel um Pflege, es geht darum das Spiel in Schuss zu halten, Basics checken. Das nimmt einen großen Teil ein.  

Früher ging es deutlich mehr um einfach Wiederholungen kloppen, um möglichst viel Golfpraxis. Das wäre jetzt sicherlich Blödsinn, weil ich merke schon das nach 5 - 6 Stunden Golf werde ich müde, etwas platt. Dann ist es auch Erledigt, weil alles, was ich jetzt noch mach, ist nicht mehr mit voller Konzentration und einen schwachen, körperlichem Gefühl.  

Das macht dann keinen großen Sinn mehr.  

Und wenn ich dann mal Zuhause bin, zwischen den Turnieren, habe ich ja auch noch Familie. Und deswegen möchte ich nicht von früh 7.00 Uhr bis abends 7.00 Uhr auf dem Golfplatz stehen.  

Deswegen reichen mir die 6 Stunden Training auch gut aus. 

G: Ändert sich deine normale Trainingsroutine, wenn du in einem Turnier bist?

B: Ja, schon. Wir Spieler reisen am Montag an. Es kommt auch darauf an wo das Turnier stattfindet. Manchmal hat man auch einen Übernachtflug und ist entsprechend platt danach, dann lässt man den ersten Tag schon mal ausfallen.

Wenn man in Europa unterwegs ist, kann es schon mal sein, dass man am Nachmittag sich auf dem Platz orientiert, Chippen und Putten übt. Dienstag und Mittwoch sind dann 2 Vorbereitungstage. An einigen Tagen wird eine 18 Loch Proberunde gespielt und manchmal spielt man mittwochs das Pro-Am. Dann kann man Dienstag reines Training machen.  

Ein typischer Dienstag wäre dann, man schlägt sich warm und spielt eine Proberunde, geht Mittags essen und trainiert dann 2 - 3 Stunden am Nachmittag Basics. Man geht die Puttroutine durch, schaut dass das Setup passt, geht auf die Range. Man geht das komplette Arsenal durch: Putten, Chippen, Bunker, lange Schläge.
Am Mittwoch kommt dann noch ein leicht abgespeckter Trainingstag. Da stehen dann 4 bis 5 Stunden Golf auf dem Plan, vielleicht eine kleine Fitnesseinheit.  

Und man braucht noch etwas Regeneration, bevor es dann am Donnerstag losgeht. 

Wenn ich eine frühe Startzeit habe bin ich mit der Runde gegen Mittag fertig. Dann wird etwas gegessen und danach wieder Trainiert, so circa 2 Stunden. 
Und wenn ich Freitagnachmittags spiele, bin ich jemand der durchaus bisschen früher kommt und eine halbe Stunde, Stunde bisschen trainiert. Nach dem Mittag spielt man dann die 2. Runde. Und am Wochenende kommt es ganz stark darauf an wie das Ergebnis ist. Dann macht man auch, je nach Startzeit, vor oder nach der Runde etwas Training und am Sonntag geht es entweder nach Hause oder man geht direkt zum nächsten Turnier.

Training auf der Range

Training auf der Range

Indoor Putting Training

Indoor Putting Training

G: Wie sieht es im Winter aus, gibt es da ein spezielles Programm?

B: In den letzten Jahren war es ja so, dass meine Off-Season ja gar nicht so lang war. Bei der Europeantour spielt man eigentlich bis Anfang Dezember und dann hat man bis ca. 2 Januarwoche frei. Und dan geht es eigentlich schon weiter. 

Auf der Challengetour, der 2. Liga, ist es so das sie ganz lange Breaks haben.  

Bei so langen Pausen kann man nicht nur in Deutschland abwarten, da ist das Wetter einfach zu schlecht. Mann kann natürlich auch Indoor machen, da gibt es ja verschiedene Möglichkeiten. Da wird dann an der Technik geschraubt, beim langen Spiel oder beim Putten.  

Aber man muss sagen, dass nach 2 bis 3 Stunden Indoor Bälle schlagen, geht bei mir einfach die Lust verloren. 

Die Performance eines echten Golfplatzes erreicht man damit nicht, da muss man sich mit Auslandstrainingsreisen behelfen. Es ist heute extrem leicht dort hinzukommen zum Beispiel nach Dubai, Südspanien oder Italien. Oder auch ein par Wochen Gardasee, wenn man weiß, da ist das Wetter mild.

Sowas muss man schon machen sonnst kann man nur sehr schwer in die Saison starten, wenn man den ganzen Winter über nur von Matten geschlagen hat und nicht so richtig auf dem Golfplatz war.

G: Wie ist deine Ernährung aufgestellt?

B: Ja, man muss schon darauf achten was man isst.

Ich mag mich gerne gesund Ernähren und ich habe auch eine Frau, die sich gesund Ernähren will und zu Hause kochen wir frisch. In den eigenen 4 Wänden sich gesund zu Ernähren ist leicht, doch wenn man in der Weltgeschichte unterwegs ist dann hat man nicht alles zur Verfühgung, was man gerne hätte. 

Wenn ich auf dem Platz bin, habe ich immer meine eigenen Nüsse und Riegel dabei, damit ich während der Runden dann immer das Gleiche habe. 

Ich habe Lust auf einen Gesunden Lebensstil, das kann man auch hinbekommen, es ist aber schon eine Challenge. Die schlimmsten Tage sind die Reisetage, wo man um den halben Globus fliegt und die ganze Zeit nur im Flieger isst oder in den Flughäfen und wo man dann einen Hamburger statt frischem Essen bekommt, dann trinkt man auch noch viel Kaffee an dem Tag, weil einem Langweilig oder man müde ist. 

An solchen Tagen bekommt man das schwer hin, doch solange das die Ausnahme bleibt und man sich ausgewogen Ernährt, geht das schon.

G: Also dürfte ich dich nicht zu einer Bratwurst in Hamburg einladen?

Doch, doch!

Ich esse gerne mal eine Bratwurst oder eine Weißwurst und ich trinke auch mal ein Bier. So ist es nicht. 

Ich versuche das zu trennen. Ich habe Phasen, wo ich mich gesund sehr ernähre und dann gibt es auch Tage wo ich mal Schokolade ohne schlechtes Gewissen esse. Aber ich versuche, dass nicht in meine tägliche Routine kommen zu lassen. Denn ich fände es ganz schwierig, wenn man jeden Tag was süßes isst oder jeden Tag ein Glas Wein oder ein Bier trinkt. 

Ich trenne das einfach und sage OK, jetzt die nächsten 5 - 6 Tage strickt kein Zucker , kein Alkohol. Es gibt auch Tage wo ich zum Grillen eingeladen wurde, oder es gibt eine Feierlichkeit, dann esse ich da auch wie ich Lust habe. 

Es gibt da sicher Leute, die da noch Akribischer hinterher sind, aber dafür ist es im Golf nicht wichtig genug. Weil Mann trotzdem sagt: OK man muss, als Golfer umdenken, um seine besten Leistungen zu bringen, muss aber nicht der größte Asket sein. Sondern man muss sich halt Wohl fühlen. Für mich ist Essen einfach Lebensqualität und wenn ich Lust auf eine Bratwurst habe, esse ich eine Bratwurst.



Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg.


Copyright Bilder: Bernd Ritthammer

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